Was bringt mir eine höhere Energieeffizienzklasse konkret?

Die Einführung der Energieeffizienzklassen 1994 werden die Waschmaschinenhersteller vermutlich als Gängelung seitens des Gesetzgebers empfunden haben. Aber die Unternehmer haben aus der Not eine Tugend gemacht. Denn die grünen Balken und die Klassifizierung in A+, A++ und A+++ haben sich inzwischen als hervorragendes Marketing-Instrument erwiesen. Die Energieeffizienzklasse ist eines der ersten Merkmale, die der potenzielle Käufer einer Waschmaschine heutzutage wahrnimmt.
Der Begriff Energieeffizienzklasse ist allerdings etwas irreführend. Der Wert beschreibt lediglich, ob eine Waschmaschine im Vergleich wenig oder viel Strom verbraucht. Wie wirtschaftlich sie mit Wasser und Schleuderkraft haushaltet, geht aus der Energieeffizienzklasse nicht hervor. Dafür existieren eigene Wirkungsklassen. Diese tauchen jedoch oftmals nur im Kleingedruckten auf.

 

Wie funktioniert das Bewertungssystem?

Die Waschmaschinen sind angelehnt an das amerikanische Schulnotensystem in verschiedene Gruppen von G wie »grauenhaft« bis A wie »ausgezeichnet« zugeordnet. Dabei ist die höchste Klasse A noch zusätzlich in A+, A++ und A+++ unterteilt. Die Reihe kann sich theoretisch in Zukunft noch fortsetzen, sofern bessere Geräte entwickelt werden. Der Bezugspunkt ist immer eine Referenzwaschmaschine aus dem Jahre 1994 (Stand 2015).

Seit 2013 dürfen die Hersteller allerdings nur noch Neugeräte auf den Markt bringen, die mindestens zur Energieeffizienzklasse A+ gehören. Schlechtere Modelle findet man also bloß bei den gebrauchten Maschinen. Wenn Sie sich dafür interessieren, wie die Zuordnung genau funktioniert, wie die Bestimmungen der EU ausschauen und welche Messwerte relevant sind, lesen Sie sich bitte diesen Artikel auf Wikipedia durch.

 

Konkrete Ersparnis eher gering

Mich interessiert an dieser Stelle nur, was die Energieeffizienzklasse in der Praxis bedeutet. Meiner Beobachtung nach werden die finanziellen Ersparnisse, die sich beim Kauf einer Waschmaschine der Klasse A+++ zweifelsohne einstellen, gnadenlos überschätzt. Da ist mitunter von 100 Euro jährlich die Rede, die man gegenüber einem Gerät der Klasse A einsparen könne. Das entspricht leider nicht der Realität.

Zwischen der Beko WML 15106 NE, einem 5-kg-Frontlader der Energieeffizienzklasse A+, und der WMB 51432 PTEU vom selben Hersteller, einer 5-kg-Waschmaschine der Klasse A++, beträgt die jährliche Ersparnis im Stromverbrauch geschätzte 6,16 €. So ähnlich sieht das bei anderen Maschinen auch aus. Wenn Sie die Rechnung mit konkreten Zahlen interessiert, werfen Sie doch bitte einen Blick auf meinen Ratgeber-Artikel Wie kann man den Energieverbrauch der Waschmaschine senken?

 

Wasserverbrauch nicht unterschätzen

Die Waschwirkungsklasse geht ebenso von A bis G. Meinem Empfinden nach wird der Wasserverbrauch oftmals gegenüber dem Stromverbrauch unterschätzt. Vermutlich eine Folge davon, wie aggressiv mit der Energieeffizienzklasse Werbung getrieben wird. Es ist vordergründig auch richtig, dass die Kosten für Wasser bei einer Waschmaschine weniger ins Gewicht fallen als die Stromkosten. Der Unterschied macht aber vielleicht gerade mal 30 Prozent aus.

Die eben erwähnte Beko WML 15106 NE hat nicht nur einen suboptimalen Stromverbrauch, sondern schluckt zudem ordentlich Wasser (Klasse C). Durchschnittlich 9.900 Liter bedeuten im Jahr umgerechnet 37,80 € an Kosten. Die Preise für Trink- und Abwasser sind in Deutschland sehr uneinheitlich. Ich habe mal den gemittelten Wert für 2013 in der Rechnung benutzt. Die Beko WMB 51432 PTEU, die in Waschwirkungsklasse B eingeordnet ist, begnügt sich mit 7.260 Liter jährlich. Geschätzter Kostenpunkt: 27,70 Euro.

Sie sehen: Die Stromkosten der beiden Maschinen (47,04 € für die WML 15106 NE und 40,88 € für die WMB 51432 PTEU) fallen zwar höher aus als der Wasserverbrauch. Doch beim Wasser können Sie effektiv mehr Geld sparen. Da beträgt der Unterschied mehr als 10 Euro zwischen zwei Waschmaschinen unterschiedlicher Energieklassen.

Diese Rechnung fällt noch mehr zu Ihren Gunsten aus, wenn Sie nach wie vor ein Altgerät in Betrieb haben. Eine 20 Jahre alte Waschmaschine schluckt rund 134 Liter pro Waschvorgang, eine 30 Jahre altes Gerät 180 Liter. Bei 5-kg-Frontladern sind heute 30-40 Liter normal, bei 7-kg-Waschmaschinen 40-50 Liter (Stand 2015).

Die aktuell erhältlichen Waschmaschinen der Energieeffizienzklasse A+++ —> zur Übersicht bei Amazon 

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