Waschnüsse sollen herkömmliche Waschmittel ersetzen. Die Schale der Naturfrucht enthält den Wirkstoff Saponin, der fett- und schmutzlösend wirkt. Außerdem tötet Saponin Bakterien und Keime ab. Doch kann die Waschnuss tatsächlich mit herkömmlichem Waschpulver mithalten?
Was ist eine Waschnuss?
Die Waschnuss ist die Frucht des gleichnamigen Baumes und wächst ausschließlich in den Subtropen und Tropen. Die Frucht ist ein naher Verwandter der Litschi. Die Schale der Waschnuss enthält einen hohen Anteil an Saponinen (ca. 15 %).
Mit diesem Wirkstoff schützt sich die Frucht eigentlich vor Schädlings- oder Pilzbefall, weshalb der Waschnussinhaltsstoff auch antibakteriell wirkt. Außerdem verbindet sich der Stoff mit Wasser, schäumt leicht auf und kann Fettmoleküle lösen.
In Deutschland werden die Nüsse erst seit etwa zehn bis fünfzehn Jahren in größerem Umfang verkauft (Stand 2017). Das Wissen um ihre Waschkraft ist jedoch viel älter. In Indien nutzt man die Waschnuss schon seit Jahrhunderten als natürliches und preiswertes Reinigungsmittel für Kleidung und Haare.
Waschnüsse: Anwendung
Hierzulande werden Waschnüsse häufig in fester Form verkauft, wobei die Fruchtschalen bereits aufgebrochen sind. Es gibt die Waschnuss aber auch flüssig oder pulverisiert. Der Grund: Je feiner die Schale zerkleinert wird, desto besser soll die Waschwirkung sein. Eine handelsübliche Packung enthält 250 Gramm Waschnüsse und reicht für etwa 50 Waschgänge.
Waschnüsse: Dosierung
5 bis 8 halbe Schalen in einen verschließbaren Baumwollbeutel füllen und direkt in die Waschtrommel geben. Das Säckchen liegt oft in der Verkaufspackung dabei. Die Nüsse können für alle Textilarten (auch Wolle und Seide) verwendet werden und sind für Waschtemperaturen zwischen 30 °C und 90 °C geeignet. Es heißt allerdings, dass die Waschwirkung mit steigender Temperatur zunimmt.
Waschnüsse: Wie oft verwenden?
Auf den Verpackungen ist meist angegeben, wie oft die Waschnüsse wiederverwendet werden können. Normalerweise reichen die gleichen Schalen für 3 bis 4 Waschgänge. Dies gilt natürlich nur für feste Waschnüsse. Bei flüssigem Waschnussextrakt ist nur eine einmalige Verwendung möglich.
Was ist der Vorteil von Waschnüssen?
Das in Waschnüssen enthaltene Saponin gilt als umweltverträglich und belastet das Abwasser nicht. Verbrauchte Waschnüsse können im normalen Hausmüll entsorgt oder sogar kompostiert werden, da sie abbaubar sind. Außerdem lösen Waschnüsse keine allergischen Reaktionen aus, wie es bei Waschmittelrückständen in Textilien der Fall sein kann.
Das Saponin verhält sich gegenüber den Fasern weniger aggressiv, da es keine Bleichmittel oder Weichmacher enthält. Dennoch hat die Waschnuss eine vergleichbare Wirkung wie ein Weichspüler. Die Kleidung ist nach dem Waschen weich und keinesfalls hart.
Waschnüsse im Geschirrspüler
Was in der Waschmaschine funktioniert, funktioniert auch in der Spülmaschine. Sie können Waschnüsse genauso gut in der Spülmaschine verwenden. Die Dosierung ist gleich: 5-8 Schalen in ein Baumwollsäckchen geben. Es ist aber besser, den Beutel nicht in den Tab-Korb, sondern in den Besteckkorb zu legen.
Hier und da liest man, dass man zusätzlich Essig in den Klarspülerbehälter geben soll. Das kann man natürlich machen, wie man will. Ich persönlich würde aber aus zwei Gründen davon abraten. Erstens riecht das Geschirr danach stark nach Essig. Das möchte ich nicht. Zweitens enthält Essig Säure. Und Säuren können Metall und bestimmte Kunststoffe angreifen. Ob Ihr Geschirrspüler empfindlich auf den Säureangriff reagiert, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich werde es jedenfalls nicht darauf ankommen lassen.
Waschnüsse für Haare
Wie bereits erwähnt, verwenden die Inder die Waschnuss traditionell auch zum Haarewaschen. Dazu wird aus der Waschnuss ein Sud hergestellt und das Saponin ausgekocht. Menschen, die Waschnüsse als Shampoo verwenden, schwören darauf. Angeblich fettet das Haar weniger nach als bei herkömmlichen Shampoos, bekommt mehr Volumen und lässt sich besser kämmen. Ich selbst habe es noch nie ausprobiert und kann diese Wirkung daher nicht bestätigen.
Waschnüsse gegen Blattläuse
Wie beschrieben, dient das Saponin in der Waschnuss ursprünglich dazu, die Frucht und den Baum vor Schädlingsbefall zu schützen. Diese Eigenschaft kann man sich auch im Garten zunutze machen, wenn man mit Blattläusen zu kämpfen hat. So mancher Hobbygärtner hat schon zu Spülmittel und Spiritus gegriffen, um die gefräßigen Biester zu vertreiben. Waschnüsse sind ebenso wirksam, aber ein Naturprodukt.
Um den Wirkstoff zu extrahieren, geht man ähnlich vor, wie wenn man Waschnüsse als Shampoo verwenden möchte. Bereiten Sie einen Sud aus einem Liter Wasser und 10 Waschnüssen zu. Nachdem das Saponin aufgekocht ist, lässt man den Sud abkühlen. Dann die Flüssigkeit in eine Sprühflasche umfüllen und die befallenen Blätter damit behandeln. Meistens hissen die Blattläuse bereits nach einer Behandlung die weiße Flagge. Wenn nicht, wiederholen Sie die Behandlung.
Selbstversuch
Auf Empfehlung von Bekannten habe ich mir vor einigen Jahren Waschnüsse gekauft. Die angebrochene Packung steht immer noch im Schrank. Das klingt jetzt nicht so, als ob ich besonders glücklich gewesen wäre, oder? War ich auch nicht. Aber ich muss zugeben, dass ich mich damals auch nicht näher über dieses alternative Waschmittel informiert habe. Der Fehler liegt also vielleicht auf meiner Seite.
Waschnüsse: Geruch
Was hat mich zuerst gestört? Es gab zwei Punkte, mit denen ich nicht zufrieden war: der Geruch und die Waschleistung. Waschnüsse gelten als geruchsneutral, das heißt, sie geben keine Geruchsstoffe an die Textilien ab. Ich bemerkte jedoch nach jedem Waschgang einen leicht muffigen Geruch, den ich als unangenehm empfand.
Jemand hat mir dann den Tipp gegeben, es mit ätherischen Ölen zu versuchen. Solche Duftessenzen gibt es in jeder Drogerie. Ich besorgte mir ein Fläschchen mit Lavendelduft und träufelte vor jedem Waschgang ein paar Tropfen direkt auf die Wäsche. Das hat auch funktioniert. Der störende Geruch war danach nicht mehr wahrnehmbar.
Problem Fleckenentfernung
Das zweite Problem war aus meiner Sicht jedoch gravierender. Die Waschnüsse versagten regelmäßig bei der Fleckentfernung. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass ich die Flecken nicht mit Gallseife oder ähnlichen Fleckenentfernern vorbehandelt habe. Auch habe ich die Nüsse nicht, wie oben beschrieben, zerkleinert, um die Waschwirkung zu erhöhen. Ich kann daher nicht ausschließen, dass die mangelnde Reinigungswirkung auf meinen Fehler zurückzuführen ist.
Waschnüsse: Allergie
Aber ich bin nicht der einzige Skeptiker. Dass die Waschmittelindustrie die Nase rümpft, dürfte niemanden überraschen. Aber auch andere Kritiker bemängeln zum Beispiel, dass Saponinrückstände trotz Spülgang in den Textilfasern verbleiben. Logisch: Normales Waschpulver wird entsprechend dosiert. Moderne Waschmaschinen verfügen oft über eine Schaumerkennung und können so berechnen, wie viel Spülwasser nötig ist, um die Tenside rückstandsfrei zu entfernen.
Bei Waschnüssen funktioniert das nicht. Hier wird auch beim Spülen immer noch Saponin freigesetzt. Die Frage ist natürlich, ob Allergiker darunter genauso leiden wie unter Waschmittelrückständen. Da der Wirkstoff angeblich keine allergischen Reaktionen hervorruft, dürfte das eigentlich kein Problem sein. Aber ich bin weder Arzt noch Biologe.
Waschnüsse: Kritik
Wichtiger ist ein Einwand, den die Stiftung Warentest nach meiner Erinnerung einmal erhoben hat. Sie hat, wenn ich mich recht erinnere, mehrere Waschnussprodukte mit „mangelhaft“ bewertet. Aber nageln Sie mich nicht darauf fest, es könnte auch ein anderes Testteam gewesen sein. Auf jeden Fall kamen die Tester zu einem ähnlichen Ergebnis wie ich in meinem Selbstversuch. Bei Flecken versagen Waschnüsse, weil ihnen die nötigen Bleichmittel und Enzyme fehlen, um den Schmutz zu entfernen.
Waschnüsse: Weitere Nachteile
Außerdem bemängelten die Kollegen einen Grauschleier, der nach mehreren Waschgängen auftrat. Wie entsteht ein Grauschleier? Es handelt sich um gelöste Schmutzpartikel, die nicht an Moleküle gebunden und mit dem Abwasser abtransportiert werden können. Bildlich gesprochen: Die Wäsche badet im Brackwasser und der gelöste, nicht ausgeschwemmte Schmutz verteilt sich großflächig auf der Kleidung. Dadurch wird weiße Wäsche grau und bunte Wäsche verblasst.
Außerdem ersetzen die Waschnüsse bei kalkhaltigem Wasser nicht den Entkalker. Wenn Ihnen Ihre Waschmaschine lieb und teuer ist, kommen Sie also um den Einsatz entsprechender künstlicher Mittel kaum herum.
Fazit
Versuch macht klug. Wer sich grundsätzlich für die Methode interessiert, kann Waschnüsse bedenkenlos kaufen. Sie erhalten sie in Drogeriemärkten, Reformhäusern, größeren Supermärkten oder im Onlinehandel . Man kann nicht viel falsch machen. Die Packung ist nicht teurer als herkömmliches Waschmittel. Man muss sich also nicht ärgern, wenn das Waschergebnis nicht den eigenen Vorstellungen entspricht.
Ich kann mir vorstellen, dass der Einsatz zumindest bei empfindlichen Textilien wie Funktionskleidung durchaus sinnvoll sein kann, sofern die Wäsche nicht zu stark verschmutzt ist. Waschmitteltenside greifen Fasern und Imprägnierungen wahrscheinlich stärker an als natürliche Saponine. Für verschwitzte Sportkleidung ist die Waschnuss vielleicht genau das Richtige. Bei anderen Kleidungsstücken werden Sie aber wahrscheinlich nicht umhin kommen, regelmäßig mit normalem Waschmittel zu waschen, um einen Grauschleier auf Dauer zu vermeiden.
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